Für die kommenden zwei Jahre rechnen 60 Prozent der deutschen Betriebe mit einer Verschärfung von Fachkräfteengpässen und mit einem verstärkten Wettbewerb um die besten Köpfe. Die Folge: Um Mitarbeitende zu rekrutieren und zu binden, setzen nicht nur große, sondern auch kleine und mittelständische Betriebe mehrheitlich auf gezielte Personalplanung. Dementsprechend verfügen fast zwei Drittel der Betriebe über Personalpläne, jedoch plant nur jeder fünfte Betrieb (22 Prozent) länger als drei Jahre im Voraus.
Es geht aber nicht nur um die Rekrutierung zusätzlicher Personengruppen, sondern auch um die Gestaltung einer mitarbeiterorientierten Personalführung. Dabei sollen die Beschäftigten so unterstützt werden, dass sie möglichst lange gesunde, motivierte und qualifiziert Fachkräfte bleiben.
erklärte Staatssekretär Thorben Albrecht heute anlässlich der Vorstellung der ersten Ergebnisse der Längsschnittstudie „Arbeitsqualität und wirtschaftlicher Erfolg“ in Berlin.
Die repräsentative Erhebung basiert auf der Befragung von 1.219 Personalverantwortlichen aus privatwirtschaftlichen Betrieben mit mehr als 50 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sowie von 7.508 Beschäftigen. Bei der Studie handelt es sich um einen in Deutschland bisher einzigartigen Datensatz. Mit den nächsten Untersuchungswellen eröffnet sich die Chance, Wirkungszusammenhänge zwischen Personalarbeit und wirtschaftlichem Erfolg wissenschaftlich zu belegen.
„Das Thema Mitarbeiterbindung wird angesichts drohender Fachkräfteengpässe immer mehr in den Vordergrund rücken“, sagt Prof. Dr. Dirk Sliwka, Lehrstuhlinhaber des Seminars für Personalwirtschaftslehre an der Universität zu Köln und Mitglied des Forschungsteams. „Systematisches Personalmanagement ist positiv mit dem Engagement der Mitarbeitenden und deren Bindung an den Betrieb verbunden. Das zeichnet sich schon in der ersten Befragungswelle der Studie ab“, so Dr. Susanne Steffes, Senior Researcher am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW) und Mitglied des Forschungsteams.
Weitere zentrale Ergebnisse der Studie:
1. Jeder zehnte Betrieb sucht auch im Ausland nach Mitarbeitern. 27 Prozent der Betriebe rekrutieren Fachkräfte über Social Media.
2. 71 Prozent der Betriebe führen mindestens einmal im Jahr strukturierte Mitarbeitergespräche durch.
3. Ein Großteil der Beschäftigten empfindet, dass ihr Betrieb spürbar an ihrer Weiterentwicklung interessiert ist. Allerdings fällt die Zustimmung bei Angestellten stärker aus als bei Arbeitern (72 vs. 55 Prozent).
4. Mehr als die Hälfte der Betriebe (58 Prozent) nutzen variable Vergütung, um die Leistung des Teams oder des Beschäftigten zu belohnen. Teamvergütung hat vergleichsweise wenig Gewicht im Vergütungsmix. Die Analyse der Daten zeigt jedoch, dass gerade diese ein glaubwürdiges Signal für höheres Engagement, Zufriedenheit und Bindung der Mitarbeiter ist.
5. Kleine und mittelständische Betriebe haben deutlich höhere Frauenanteile in Führungspositionen als größere. 42 Prozent der größeren Betriebe wollen mehr Frauen in Führungspositionen. Dieses Ziel möchten sie vor allem mit flexiblen Arbeitszeiten (47 Prozent), Teilzeitangeboten für Führungskräfte (43 Prozent) und speziellen Weiterbildungen (40 Prozent) erreichen.
Die Studie wird durchgeführt vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, der Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit (IAB), dem Seminar für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Personalwirtschaftslehre an der Universität zu Köln und dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Sie wird gefördert vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) in Kooperation mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Initiiert wurde die Studie von der Initiative Neue Qualität der Arbeit mit dem Ziel, die Wirkung von Personalmaßnahmen auf die Arbeitsqualität der Beschäftigten und den wirtschaftlichen Erfolg von Betrieben zu untersuchen. Für 2014 ist eine zweite Befragungswelle geplant.
Stand: 04.04.2014